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Nach genau 177 Tagen, sprich 6 Monaten im Nordosten Brasiliens bin ich am 3. Mai 2012 um 11 Uhr wieder sicher auf deutschem Boden gelandet. Der Rückflug war durch ein paar Turbulenzen für mich nicht allzu angenehm und hat sich ganz schön hingezogen. Und nach einer 20 minütigen Wanderung durch den Frankfurter Flughafen zu meinem Gepäck, war ich sehr froh meine Eltern wiederzusehen!
Natürlich hatte ich ein bisschen Angst vor der Rückkehr, dass mir in Deutschland nichts mehr gefällt oder mir die deutsche Mentalität auf die Nerven geht, aber bis heute halten sich solche Empfindungen in Grenzen. Ich hab mich eher über mich selber gewundert, dass mir alles so normal vorkam. Ansonsten versuche ich nach wie vor mich hier wieder richtig einzurichten, für alle mitgebrachten Sachen einen passenden Ort zu finden und vor allem alle gesammelten Informationen und meine Erfahrungen auf verschiedene Weise zu dokumentieren (aufschreiben, Fotoalbum machen,…).
So wird mir wenigstens in den kommenden Wochen nicht langweilig und ich habe eine erste Beschäftigung für die Leerzeit, in der ich nun auf mein Masterstudium im Oktober warte.
An dieser Stelle möchte ich mich nun auch bedanken! Einmal danke ich euch allen, dass ihr mich vor allem in den letzten sechs Monaten begleitet habt. Schon allein zu sehen, dass es viele Leute gibt, die sich meine Artikel durchlesen und sich anscheinend dafür interessieren, was alles so passiert ist, hat mich immer wieder motiviert! Dann natürlich auch ein großes Dankeschön an alle, die sich vor meinem Aufbruch dazu entschieden haben dieses Projekt finanziell zu unterstützen! In Brasilien selber wurde meine Zeit dort als wichtig und ertragreich angesehen, vor allem weil der Dialog zwischen Brasilien und Deutschland gestärkt wurde. Auch sonst hoffe und denke ich, dass meine Zeit dort sinnvoll war und dass ich nun weiterhin hier in Deutschland was zur Partnerschaftsarbeit beitragen kann.

Die letzten zwei Wochen, die ich nach der Zeit in Pernambuco noch in Ceará verbracht habe, gingen im Flug vorbei. Neben einem letzten Planungstreffen mit der Kolpingfamilie in Baturité (dort wird das diesjährigen Workcamp stattfinden, zu dem im August eine Gruppe Jugendlicher vom Kolpingwerk Hildesheim kommt) und einigen anderen letzten Absprachen, sowie eine Abschlussreflexion im Kolpingbüro, habe ich versucht meine letzten Tage zu genießen. Das schöne Wetter, meinen brasilianischen Alltag, das brasilianische Essen (vor allem die tollen Früchte), die Menschen die mir ans Herz gewachsen sind und die Orte an denen ich mich gerne aufgehalten habe.  Eine große Herausforderung war es auch gegen Ende das Kofferpacken anzugehen. So viele Sachen und so wenig Koffer. Somit waren vor allem die letzten Tage ziemlich überfüllt und gingen dadurch viel zu schnell um.
Mein Abschied von meiner Kolpingfamilie in Fortaleza und meiner Gastfamilie und Freunden war zwar traurig, aber irgendwie auch schön. An dem letzten Sonntag hat die Kolpingfamilie ihren monatlichen Kolpingsonntag mit einer Abschiedsfeier für mich verbunden und wir haben einen sehr schönen Tag mit leckerem Essen, Livemusik von der befreundeten Band auf einem Grundstück mit einem Pool verbracht. Bei meinem Abschied stand eher positives im Mittelpunkt, wie die Dankbarkeit für all die schöne Zeit und die gemeinsamen Erlebnisse. So war dann nur die jeweils allerletzte Umarmung und der letzte Abend/Morgen wirklich traurig, aber nach 6 Monaten gehört dieser Abschiedsmoment wohl einfach dazu. Für die Zukunft bin ich sehr zuversichtlich, dass der Kontakt bzw. die Verbindung nach Brasilien nicht abbrechen wird und „se Deus quiser“ werde ich eines Tages für einen Besuch wieder nach Brasilien kommen.

 Am vergangenen Wochenende (13.-15. April) hat das lang ersehnte Partnerschaftswochenende stattgefunden. Es war das erste Seminar zur Partnerschaft und es haben jeweils sechs Vertreter aus Alagoas, Ceará und Pernambuco (den Partnerbundesländern des Kolpingwerkes Hildesheim) teilgenommen, um gemeinsam über die Bedeutung und Inhalte der bestehenden Partnerschaft zu diskutieren. Von den 18 Teilnehmern waren knapp über die Hälfte Personen, die bereits an einer Begegnungsreise in Deutschland teilgenommen haben. Aber ebenfalls ein guter Teil der Gruppe hat die Partnerschaft bisher nur innerhalb des eigenen Kolpingwerkes kennengelernt, wie zum Beispiel anhand der Projektarbeit in den verschiedenen Regionen. Um dieser gemischten Gruppe einen kleinen Einblick in das Kolpingwerk des Diözesanverband Hildesheim zu schaffen, habe ich am Freitagnachmittag eine Präsentation über das Selbstverständnis und die Arbeit des Kolpingwerkes, sowie das Verständnis der Partnerschaft in Hildesheim gehalten. Durch weitere Präsentationen, Berichte und Einschätzungen auch von Bernadete (der Koordenatorin des Kolpingwerks der Region Nordostbrasilien) und Conceição (die bereits schon einige Gruppen in Deutschland begleitet hat) hat es an Hintergrundinformationen nicht gefehlt.
An den 3 Tagen wurde sehr produktiv gearbeitet und viele bereits bestehende Materialien, wie zum Beispiel die Auswahlkriterien der Jugendlichen für Begegnungs- reisen, ausgebessert und an neuen Ideen zur Verfestigung der Partnerschaft gearbeitet.
Das Treffen wurde abschließende von allen Beteiligten als sehr sinnvoll und ergebnisreich eingeschätzt. Es konnten einige Konfliktpunkte zwischen den Bundesländern aus dem Weg geräumt werden und für viele war es vor allem zufriedenstellend, sich endlich mal in Ruhe über die Bedeutung der Partnerschaft auszutauschen. Ein tolles Wochenende, das die brasilianisch-deutsche Partnerschaft in Zukunft sicherlich positiv beeinflussen wird!


Feliz Páscoa!

Nach einer eindrucksvollen Karwoche hier in Caruaru wünsche ich allen ein frohes Osterfest! Für mich ist mittlerweile schon der letzte Monat in Brasilien angebrochen. Mit immer noch vielen Plänen und Vorhaben im Kopf versuche ich möglichst viel noch zu erleben und zu erledigen. Vor allem möchte ich die letzten Wochen Brasilien noch richtig genießen um dann zufrieden und mit einem guten Gefühl zurück nach Deutschland zu fliegen. Also, die nächsten drei Wochen sind noch mal prall gefüllt und ich hoffe dass bis Anfang Mai wenigstens ein Hauch des brasilianischen Wetters in Deutschland angekommen ist!

Xexéu – PE

Xexéu ist eine kleine Stadt mit 16.000 Einwohnern und ca. 1,5 Stunden von Caruaru entfernt. In dieser kleinen Stadt ist laut den Menschen, die ich da getroffen habe nicht viel los, aber die Kolpingfamilie ist trotzdem sehr aktiv. Seit mittlerweile zwei Jahren teilt die Kolpingfamilie Mittwochs und Freitags Suppe und Brot für arme Familien aus der Stadt aus. Die Lebensmittel stellen sie durch mühsame Spendensuche zusammen. Das heißt, dass die Vorsitzende ständig quer durch die Stadt läuft und bei verschiedenen Unterstützern fragt, ob sie noch einen Kilo Reis oder Nudeln haben oder sonst irgendwie Hilfe anbieten können. Durch die Unterstützung einer Bäckerei, die jedes Mal 250 Brötchen spendet (zusätzlich müssen noch 50 gekauft werden) und der Hilfe eines Schlachters, der oft ein bisschen Fleisch abgibt, gab es so jeden Mittwoch und Freitag um 14 Uhr Suppe für die Familien. An den zwei Tagen  fängt eine Gruppe von 4 Frauen morgens um 7 Uhr an zu kochen. Zu der Suppenausteilung müssen die Familien ein kleines Kärtchen mitbringen, auf dem der Familienname und die Anzahl der Familienmitglieder steht. Es wird dann auf einer Liste notiert, wer wirklich gekommen ist und je nach Familiengröße Suppe und Brot ausgeteilt. Oft kommen die (kleinen) Kinder, die dann mit einem Eimer heißer Suppe und einer Tüte Brötchen nach Hause laufen. Ich habe einen Mittwoch bei der Austeilung geholfen und war beeindruckt, wie schnell zwei so riesige Töpfe Suppe alle sind. Auch die Brötchen haben nicht ganz gereicht. In so einem Fall kauft die Kolpingfamilie bei einem anderen Bäcker auf Pump den Rest benötigter Brötchen. Diese Rechnung wird dann am Ende des Monats durch verschiedene Kolpingmitglieder getragen.
Ein weiteres Projekt, was diese Kolpingfamilie seit kurzem realisiert, sind kostenlose Gitarrenstunden für Kinder und Jugendliche. Ebenfalls zwei Mal in der Woche bietet nun ein junger Mann Gitarrenunterricht in kleinen Gruppen an. Die Anschaffung der Gitarren wurden auch mit Hilfe von Spenden und durch die Unterstützung des Kolpingwerkes finanziert, sodass nun fünf Gitarren gekauft werden konnten. So können die Kinder immer zu zweit abwechselnd die Übungen machen, die vom Lehrer vorgemacht werden. Ich habe so selber meine erste Gitarrenstunde gehabt und so innerhalb von zwei Zeitstunden schon einiges gelernt!
Das Suppenprojekt wird als eins von sechs Projekten im Spendenkatalog des Kolpingwerkes des Diözesanverbandes Hildesheim erscheinen. Durch die Spenden soll unter anderem die Küchenausstattung aufgebessert werden, da zum Beispiel Kühlschrank und Herd sehr alte Modelle sind und nicht mehr wirklich gut funktionieren und eine Neuanschaffung von der Kolpingfamilie selber nicht getragen werden kann.
PS: Ein paar Fotos sind wieder in der Galerie zu finden!

Flores – PE

Flores ist ein kleines Städtchen im Innenland von Pernambuco. Rund um die Stadt sind viele verschiedene Sítios (Landgüter) verteilt, also kleine Gemeinden auf dem Land, in denen die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft leben. Die ersten anderthalb Tage habe ich in der Kolpingfamilie im Estreito verbracht und dort fast jede Familie zu Hause besucht. Dabei wurde ich also mit einem Motorrad von einem Haus zum nächsten gebracht. Nebenbei wurden mir verschiedene Sachen gezeigt und erklärt, die bei dem brasilianischen Landleben eine Rolle spielen. Unter anderem wurde mir gezeigt, wie die Bauern bei der Hitze die verschiedene Pflanzen anbauen, oder kleine Tricks erklärt um das Bewässern der Pflanzen zu reduzieren. Auch wenn mein landwirtschaftliches Vorwissen sehr gering ist, fand ich es sehr interessant all die Sachen gezeigt zu bekommen und auf Feldern zu stehen, auf denen zahlreiche Sachen angebaut werden, aber keine von denen meines Wissens nach in Deutschland angebaut werden kann (Mango, Macaxeira, Ananas,…).
So gut wie alle Familien, die ich dort besucht habe, besitzen mittlerweile eine Zisterne, die sie durch die Unterstützung eines Kolpingprojekts bekommen haben und erzählten mir, wie sehr sich ihr Leben dadurch verbessert hat. Vor allem weil es auch in diesem Jahr wieder kaum geregnet hat und der Fluss deswegen nur wenig Wasser hat.
In den folgenden Tagen habe ich noch zwei weitere Kolpingfamilien rund um Flores besucht. Eine davon hat seit einiger Zeit eine Art Saftproduktionsprojekt. Und zwar haben sich Jugendliche der Gemeinde zusammengetan und produzieren mindestens einmal in der Woche sogenannte Polpa (Fruchtmark) aus Früchten der Region. Die Früchte kaufen sie möglichst günstig von Landwirten aus der Nachbarschaft, produzieren die Polpa, frieren die kleinen Pakete ein und verkaufen diese dann wieder an Supermärkte oder kleine Restaurants/Imbisse. Viele Brasilianer machen sich hier täglich selber Säfte aus allen möglichen Früchten (u.a. Ananas, Orange, Goiaba, Maracuja, Acerola). Diese Säfte sind meiner Meinung nach nicht mit abgepackten Säften zu vergleichen, also sehr lecker. Die Polpa, die die Kolpingfamilie produziert hilft nun einen solchen Saft schneller fertig zu machen, da man nur auftauen und mit Wasser mischen muss und nicht selber die Frucht verarbeiten muss. Auch in dieser Kolpingfamilie habe ich verschiedene Kolpingmitglieder zu Hause besucht. Nur dieses Mal nicht per Motorrad, sondern auf dem Hinweg zu Fuß mit Sonnenschirm (die Hitze war in den Tagen echt kaum zu ertragen) und auf dem Rückweg mit einem Ochsenkarren (auch ein Kolpingprojekt).
So hab ich also viel gesehen und ein relativ einfaches Leben mit aber vielen schönen Seiten auf dem Land kennengelernt.

Pernambuco

Mittlerweile bin ich seit einiger Zeit im Bundesstaat Pernambuco angekommen. Hier habe ich mein Hauptlager in Caruaru aufgeschlagen, einer relativ großen Stadt ca. 1,5 Stunden von der Hauptstadt Recife entfernt. Ich wohne im Kolping Bildungshaus des Kolpingwerkes von Pernambuco, ein sehr schön eingerichtetes Haus im Stadtviertel Heiliger Franziskus. Caruaru gefällt mir sehr gut. Hier komme ich zu Fuß gut überall hin und kann so meine Freizeit schön gestalten. Caruaru ist zum Beispiel für seine großen und vielfältigen Märkte bekannt. Eigentlich gibt es jeden Tag irgendwo einen Markt. Der größte Markt ist jeden Dienstag, auf dem werden hauptsächlich Kleidung verkauft und lockt Käufer aus ganz Brasilien an. Der beginnt auch schon in der Nacht, das heißt wenn man morgens um 7 oder 8 hingeht ist man schon sehr spät dran und so gegen 10 Uhr bauen die Händler ihre Stände schon wieder ab. Mir gefällt vor allem der Handarbeitsmarkt sehr gut. So weit ich weiß ist der täglich geöffnet und verkauft alles mögliche, wie Teppiche, Hängematten, Taschen, Schuhen, Tonfiguren oder auch kleine Mitbringsel.
Von Caruaru aus reise ich zu den verschiedenen Kolpingfamilien in Pernambuco, um möglichst viel von dem Kolpingwerk kennenzulernen. So habe ich schon Zeit in der KF Muricí verbracht, die nur 20 Minuten von der Stadt entfernt liegt, ich habe ein paar Tage in der Region von Flores verbracht (4 Stunden Fahrt) und war für einen kurzen Besuch in Xexéu. Jede Kolpingfamilie, die ich hier kennengelernt habe, hat eine andere Geschichte und andere Schwerpunkte in ihrer Kolpingarbeit. Flores ist zum Beispiel eine kleine Stadt im Innenland, wo die Kolpingmitglieder der Region von der Landwirtschaft leben. In der kleinen Stadt Xexéu hingegen ist die KF anders zusammengesetzt und hat auch ganz andere Projekte. Genaueres zu den einzelnen Kolpingfamilien gibt es hier demnächst zu lesen!

 

Karneval in Brasilien ist ein großes Fest. Hier im Nordosten ist es allerdings ganz anders als im Süden wie z. B. in Rio oder São Paulo. Ich war Karneval über in Ceará und habe zusammen mit Freunden in einer kleinen Stadt im Innenland von Ceará gefeiert. Im Gegensatz zu Rio geht es in Ceará nicht darum riesige Umzüge zu machen und die schönsten Sambaschulen zu präsentieren um tolle aufwendige Kostüme zu tragen. Meiner Meinung nach ist es hier eher eine Art Volksfest auf der Straße bzw. auf dem Platz oder eigentlich in der ganzen Stadt. Es gibt viel Musik, die Leute verkleiden sich und feiern zusammen. Dabei wird viel getanzt und in der Stadt, in der ich war, gab es jeden Abend „mela-mela“. Das bedeutet, dass jeden Abend auf dem Zentrumsplatz eine Art Mehlschlacht stattgefunden hat. Man kann das ein bisschen mit einer Wasserschlacht vergleichen, nur dass dabei noch getanzt und gefeiert wird. Den Tag über haben wir immer an einem Flussstaudamm verbracht, an dem es so eine Art Strand gab. Dort wurde gegrillt, man konnte gut Schwimmen gehen und es gab den ganzen Tag über relativ gute Livemusik. Für mich waren es vier Tage an denen teilweise doch verrückte Sachen passiert sind. Abgesehen davon, dass es an den ersten beiden Tagen ein bisschen zu viel geregnet hat, war es echt eine tolle Erfahrung und um das wirklich nachvollziehen zu können, muss man es glaub ich selber einmal erleben ;).

Santana do Mundaú ist ein kleines Städchen eine Stunde (mit dem Motorad) von Viçosa entfernt. In dieser Stadt gab es bis 2010 eine sehr motivierte und engagierte Kolpingfamilie, die viele Pläne hatte. Im Jahr 2010 gab es dann eine schlimme Überschwemmung, die das ganze Stadtzentrum zerstört hat und viele Menschen stark getroffen hat. Die Leute haben mir erzählt, dass das Flusswasser innerhalb von 3-5 Stunden so stark und schnell angestiegen ist, dass es keine Möglichkeit gab Wertsachen zu retten oder sich in irgendeiner Form auf die Katastrophe vorzubereiten. Das Wasser stand dann bis zu den Dächern, bzw. bis zum ersten Stock und die meisten Menschen konnten sich zum Glück auf die Umliegenden Hügel retten. Bei der Überschwemmung selber ist nur ein Mann ums Leben gekommen, allerdings haben viele Menschen ihren ganzen Besitz samt Haus verloren. Die Aufräumarbeiten waren auch nicht so einfach, aber mit Unterstützung vom Militär und anderen Organisationen sind heute für Nichtwissende nicht mehr allzu viele Spuren zu sehen. Ein großes Problem für die betroffenen Menschen besteht darin, dass die Regierung nicht in den Wiederaufbau von Wohnhäusern in Flussnähe investieren will, da theoretisch eine weitere Überflutung nicht auszuschließen ist. Deswegen hat die Regierung eine Art neues Viertel auf einem der umliegenden Hügel gebaut. Allerdings sind diese Häuser nur sehr klein, bestehen aus 2 Zimmern plus offener Küche und Bad und haben kaum Grundstück drumherum. Viele Menschen im Zentrum weigern sich deswegen hoch auf den Berg zu ziehen, da es dort sehr abgelegen ist und sie sich ihr Leben lang ihr eigenes Leben in der Stadt aufgebaut haben und zum Beispiel auch ihr Haus immer weiter vergrößert/verbessert haben. Andere haben allerdings keine große Wahl und werden wahrscheinlich noch in diesem Jahr ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen und sich im neuem, meist echt zu kleinem Haus neu einrichten. Auch die Kolpingfamilie steht mitten im Wiederaufbau. Eins der großen Probleme nach der Überschwemmung war die Depression von vielen Menschen. Die Menschen vor Ort erzählen, dass in den Monaten nach der Überschwemmung die Sterberate von alten Menschen sehr hoch war und erklären. Auch heute kämpfen wohl noch viele Leute mit Erkrankungen wie Depression.
Die Kolpingfamilie ist in den letzten 2 Jahren mehr oder weniger eingeschlafen und befindet sich erst seit kurzer Zeit im „Wiederaufbau“. Außerdem hoffen die Kolpinger auf die Unterstützung beim allgemeinen Wiederaufbau durch ein Spendenprojekt in Deutschland. Zum Beispiel haben viele Landwirte nämlich durch das Wasser alles verloren und brauchen jetzt Unterstützung beim Neuanfang.

Für mich war der Besuch in Santana do Mundaú sehr beeindruckend. Zwar hatte ich nur einen Tag um mir alles zeigen zu lassen, aber für einen ersten Eindruck hat das denke ich gereicht. Ich habe die Spuren der Zerstörung im Zentrum gesehen und auch Menschen in der Umgebung, die auf dem Land leben besucht. Diese Menschen haben zum Beispiel 2010 für 90 Tage abgekapselt und so gut wie ohne Lebensmittel aus der Stadt oder auch gutem Trinkwasser überleben müssen. Natürlich gibt es noch viel mehr aus diesem Städtchen zu berichten, oder auch besser zu beschreiben, aber ich glaube fürs erste reicht es hier…

P.S.: Viele Fotos sind noch in der Galerie!

Viçosa – AL

Viçosa ist ein schönes kleines Städtchen mit ca. 25.000 Einwohnern im Innenland von Alagoas. Mit vielen historischen Hausfassaden, schönen gepflegten Kirchen, netten Plätzen, einem großen wöchentlichen Markt, einem Fluss mitten in der Stadt und einer wunderschönen Natur in der Umgebung gibt es viel zu entdecken. Es gibt in Viçosa zwei sympathische Kolpingfamilien, die ich in den Tagen kennengelernt habe und so einen Eindruck von der Kolpingarbeit in Alagoas bekommen habe. Die beiden Kolpingfamilien tuen sich seit längerer Zeit schwer sich zu motivieren und ohne ein Projekt oder jemanden Externes was auf die Beine zu stellen. Meiner Meinung nach haben die Kolpingfamilien aber ein großes Potential eine starke Gemeinschaft zu bilden und gemeinsam tolle Sachen auf die Beine zu stellen!
In meiner Zeit in Viçosa habe ich, wie schon beschrieben, vor allem die Kolpingmitglieder in ihrem Alltag begleitet. Habe verschiedene Arbeitsstellen kennengelernt und die Familien zu Hause besucht. Im Prinzip habe ich pro Tag immer eine andere manchmal auch 2 Personen begleitet, bin mit ihr zur Arbeit gegangen, habe zusammen mit ihr gegessen und oftmals dabei die Familie kennengelernt. Dadurch lernt man sich schnell besser kennen und kann sich über verschiedene Eindrücke unterhalten und austauschen. Oftmals sind auch die Familien sehr interessiert und wollen wissen, was man in Deutschland so isst, was die Deutschen über Brasilien denken, wie ich so lebe und am allerliebsten wollen sie mich meistens deutsch sprechen hören. Mein Programm war also sehr abwechslungsreich und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ein Höhepunkt war dann ein Gruppenausflug zu zwei Wasserfällen an einem Sonntagmorgen. Da wir schon um 6 Uhr morgens losgewandert sind, hat zumindest mir der lange Weg nicht allzu viel ausgemacht, weil die Sonne noch nicht ganz so stark war und ich eigentlich sehr gerne spazieren gehe. Wir hatten den Tag sehr viel Spaß und ich konnte die schöne Natur kennenlernen und genießen. Gerne wäre ich noch ein bisschen länger in Viçosa geblieben, aber aufgrund meines ständigen Zeitmangels war das leider nicht möglich.